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Dimitri Clown – Pressestimmen

NEUE ZÜRCHER ZEITUNG

Dimitri auf Tournee
Gut gereifter Künstler
Alois Feusi, Luzern – 3. März 2013

In einem Alter, in dem andere längst den Ruhestand geniessen, macht Dimitri noch einmal eine grosse Schweizer Tournee. Mit Nummern aus 55 Jahren beweist er, dass gute Clowns nicht älter werden, sondern reifer.

Sachte und leise huscht ein weissgesichtiges, weisshaariges Männchen in schwarzer Hochwasserhose, roten Socken und überlangem grauem Jackett auf die Bühne im Kultur- und Kongresszentrum Luzern. Diese wirkt im Vergleich zu dem Wicht ungemein gross, und die schlichte Garderobenwand mit ein paar Kostümen, ein paar Truhen und ein schwarzer Koffer sowie eine etwas abseits stehende Kunststoffblume tragen auch nicht gerade zur besseren optischen Auslastung des Raumes bei.

Kind und Titan
Doch das ändert sich sehr schnell. Mit wenigen, sparsam gesetzten Gesten, feiner Mimik und auf eine maximale Poesie reduzierter Körpersprache wird der kleine Dimitri im Nu zum Bühnen-Titanen. Er geht mit der Neugier und Unbefangenheit eines Kindes mit seinen Requisiten und dem Bühnenraum um. Er entdeckt zusammen mit seinem Publikum den Zauber von allerlei Perkussionsinstrumenten in einer geheimnisvollen Truhe und mutiert auf unaufgeregt liebenswerte Art zum wandelnden Orchester samt Concertina.

Banane als Ereignis
Dann entdeckt er die Köstlichkeit einer Banane und macht aus deren Verzehr ein Ereignis. Er musiziert – und dies zum Teil recht virtuos – auf allen möglichen und auch einigen unmöglichen Blas-, Zupf-, Tasten- und Schlaginstrumenten, und er schlüpft in immer wieder neue Rollen. Sein verfressener Harlekin zum Beispiel ist entzückend und sein unglücklich verliebter Pierrot ebenso.

Später gibt er einen Pingpongbälle jonglierenden, im wahrsten Sinne des Wortes grossmäuligen Teufel mit roten Hörnern und langem, hochempfindlichem Schwanz. Und dann wieder mutiert Dimitri zum amerikanisch parlierenden Musikclown mit Glatze, Riesenfüssen, roten Locken und roter Nase, dessen Tuba ein Baby mit sehr gesundem Verdauungstrakt gebiert.
Unverbrauchte Klassiker

Ein Gepäckträger-Hut verleiht ihm Bärenkräfte, und wenn er sich endlos mit den Tücken eines klappbaren Liegestuhls abmüht, ist das so lustig, dass sich manch eine und manch einer im Publikum insgeheim dieses heute praktisch vom Markt verschwundene vertrackte Gartenmöbel zurückwünschen mag.

Das sind alles Klassiker aus Dimitris 55-jähriger Bühnen- und Manegenkarriere. Und doch wirken sie an der Premierenvorstellung seiner neuen Tournee durch die Schweiz überraschend unverbraucht. Das mag vielleicht daran liegen, dass sich der 77-jährige Clown seit dem Bruch eines Lendenwirbels vor zwei Jahren mit akrobatischen Einlagen zurückhalten muss und die Nummern wohl etwas anders arrangiert sind.

Schmunzeln statt Lachen
Ganz gewiss aber hat das auch mit der Spielfreude und Energie zu tun, mit der die Schweizer Clown-Legende an diesem Freitagabend zu Gange ist. Wo andere mit grossen Gesten und Getöse arbeiten, setzt er auf feine Andeutungen und eine phantastische Mimik. Dimitri lässt sein Publikum nicht schallend herauslachen, sondern verführt es zu einem leisen, zufriedenen Schmunzeln. Und er beweist, dass grosse Clowns nicht bloss älter, sondern eben auch reifer werden. Das ist nicht anders als bei einem guten Rotwein.



Fotos: Loredana Motta
 

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